Bürger jüdischen Glaubens lassen sich über einen Zeitraum von fast 500 Jahren in Maßbach nachweisen.
In den 12 Jahren des Nationalsozialismus versuchte man sie und ihre Kulturgüter vollständig aus unserer Geschichte auszuradieren, vergleichbar mit der Zerstörungswut des IS in Syrien. Darum ist es heute umso mehr unsere Aufgabe die noch vorhandenen jüdischen Spuren, ein Stück unserer Geschichte, zu bewahren und im Gedächtnis zu behalten. Dazu gehört auch der jüdische Friedhof in Maßbach.
Ursprünglich bestattete die jüdische Gemeinde ihre Toten auf dem Bezirksfriedhof in Kleinbardorf, dem sogenannten „Judenhügel“. Es war der Verdienst des Metzgermeisters und langjährigen Vorstands der jüdischen Gemeinde Maßbach, Max Abraham Marx, auf dessen Betreiben ein eigener Friedhof angelegt und 1903 eingeweiht wurde. „Der gute Ort“ befindet sich auf einer Anhöhe, 150 m nordwestlich der Ortschaft, in der Flurabteilung Steinerloh und ist über den unbefestigten Weg oberhalb des Jägergartens zu erreichen.
Die am 20. April 1904 verstorbene Bäckersehefrau Mina Eberhardt war die erste, die hier bestattet wurde. Ab 1918 bestattete auch die jüdische Gemeinde in Poppenlauer ihre Verstorbenen hier in Maßbach. Jedoch fanden insgesamt nur 41 Bürger hier ihre letzte Ruhe. So blieben neun freigelassene Plätze für den jeweiligen Ehepartner leer, denn diese wurden Opfer des Holocaust. So auch bei der zuletzt hier bestatteten Jette Grünebaum aus Poppenlauer, die am 5. Juni 1942 starb. Ihr Mann, Isidor Grünebaum, wurde schon am 14. Juli 1942 mit den letzten Juden aus Poppenlauer und Maßbach deportiert und in Theresienstadt ermordet. Die beiden jüdischen Gemeinden hatten aufgehört zu bestehen, weshalb auch Jette Grünebaum vorerst keinen Grabstein bekam. Auch fehlt er bis heute auf dem Grab von Hannchen Reis aus Poppenlauer, sie war 1938 verstorben. Aus der Not dieser Zeit heraus hat man ihre Sterbedaten auf den Grabstein daneben, den ihres Mannes Max Reis, geschrieben. Sind auch die Texte auf allen Grabsteinen in erster Linie in Hebräischer Schrift, so wurde auf dem doch neuzeitlichen Friedhof auch ein deutscher Text hinzu- gefügt. So konnten auch alle Grabsteine entziffert und die jeweiligen Verstorbenen identifiziert werden. (Unter alemannia-judaica maßbach friedhof sind sie alle einzusehen). Ihre Ruhe hatten die dort Bestatteten aber noch nicht, denn die Zerstörungswut der Nazis machte vor den Gräbern nicht halt. Schon in Jan.1946 wurden durch das Landratsamt jüdische Einrichtungen und deren Beschädigungen erfasst und sogleich angeordnet die umgeworfenen und zerbrochenen Grabsteine durch die ehemaligen Parteigenossen (NSDAP) sofort wieder aufzurichten und den Friedhof vollständig in Ordnung zu bringen. Dies blieb erfolglos, da niemand ermittelt werden konnte, der an der Schändung beteiligt gewesen war. Darum wurde die Baufirma Hub beauftragt die Instandsetzung vorzunehmen. Die Kosten wurden auf alle ehemaligen Parteimitglieder verteilt. Ein jeder musste nun „2,50 RM“ entrichten. Leider sind viele zerschlagene hebräische Grabinschriften unwiederbringlich verloren gegangen.
Ein Schild des Marktes Maßbach weist heute daraufhin, dass dieser Friedhof dem Schutze der Allgemeinheit empfohlen wird. Beschädigungen, Zerstörungen und jeglicher beschimpfender Unfug werden strafrechtlich verfolgt. Um diese Kultstätte zu schützen, muss sie leider verschlossen sein.
Besucher, vor allem jüdische Nachkommen, die die Gräber ihrer Vorfahren besuchen, haben über die Gemeinde jederzeit Zugang. Auch Führungen durch den Ortsheimatpfleger Klaus Bub sind nach Anmeldung möglich. Durch seine Nachforschungen soll die jüdischen Gemeinde und ihre Geschichte vor dem Vergessen bewahrt werden.